NSI FreibergForschungsschwerpunkteErfassung und Monitoring von Tier- und PflanzenartenScheidenblütgras (Coleanthus subtilis)
Foto: André Günther
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Foto: André Günther

Das Scheidenblütgras (Coleanthus subtilis)

Die bemerkenswerteste Art der Zwergbinsengesellschaften an den Freiberger Bergwerksteichen ist das Scheidenblütgras (Coleanthus subtilis). Die unscheinbare, kurzlebige Pflanze wurde 1904 erstmals in Deutschland am Großhartmannsdorfer Großteich südlich von Freiberg gefunden. Seitdem kommt sie fast alljährlich an einem der Bergwerksteiche in der Region zur Entwicklung. Voraussetzung dafür ist eine mehrwöchige Wasserstandsabsenkung innerhalb der Vegetationsperiode und ein Trockenfallen standörtlich geeigneter Teichschlammflächen. Innerhalb von etwa zehn Wochen kann sich Coleanthus subtilis dann bis zur Samenreife entwickeln. Die Samen überdauern die anschließende Überstauung im Teichschlamm bis zum nächsten Trockenfallen.

In Mitteleuropa gibt es nur sehr wenige beständige Vorkommen der Art. Aufgrund der regelmäßigen Nachweise über einen Zeitraum von mehr als 120 Jahren zählen die Vorkommen von Coleanthus subtilis an den Freiberger Bergbauteichen zu den bedeutendsten in ganz Europa.

Das Scheidenblütgras ist eine der wenigen in Deutschland vorkommenden Pflanzenarten des Anhanges II der FFH-Richtlinie. Mitarbeiter des NSI Freiberg dokumentieren bereits seit den 1990er Jahren die alljährliche Entwicklung der Pflanzenbestände an den Gewässern der Region. Somit sind umfassende Aussagen zu Tendenzen, Bestandsgrößen und Auswirkungen der Gewässerbewirtschaftung möglich.

Ausgewählte Veröffentlichungen

  • Richert, E., Achtziger, R., Dajdok, Z., Günther, A., Heilmeier, H., Hübner, A., John, H. & Šumberová, K. (2016): Rare wetland grass Coleanthus subtilis in Central and Western Europe – current distribution, habitat types, and threats. – Acta Societatis Botanicorum Poloniae 85 (3) 3511: 16 S. (DOI: http://dx.doi.org/10.5586/asbp.3511)
  • John, H., Achtziger, R., Göhler, N., Günther, A., Olias, M. & Richert, E. (2015): Das Scheidenblütgras Coleanthus subtilis in Sachsen – Vorkommen, Gefährdung und Gewässermanagement. – Naturschutzarbeit in Sachsen 56: 44–61
  • Richert, E., Achtziger, R., Günther, A., Hübner, A., Olias, M. & John, H. (2014): Das Scheidenblütgras (Coleanthus subtilis) – Vorkommen, Ökologie und Gewässermanagement. – Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (Hrsg.): 52 S. (ISBN 978-3-9812792-4-5)
  • John, H., Achtziger, R., Günther, A., Richert, E., Kugler, J., Miekley, B., & Olias, M., (2010): Die Bergwerksteiche der Revierwasserlaufanstalt Freiberg als Lebensraum einer einzigartigen Teichbodenvegetation – Gebietshistorie und Vegetationsökologie als Basis für nachhaltigen Naturschutz. Endbericht an die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU), Osnabrück, http://www.dbu.de/OPAC/ab/DBU-Abschlussbericht-AZ-24796.pdf
  • Golde, A., M. Olias & H. John (2011): Der Rothbächer Teich bei Brand-Erbisdorf – ein neuer Fundort des Scheidenblütgrases (Coleanthus subtilis). – Mitteilungen des Naturschutzinstitutes Freiberg 6/7: 25–31.
  • Golde, A. (2009): Bemerkenswerte Neu- und Wiederfunde des Scheidenblütgrases (Coleanthus subtilis) im Osterzgebirge. Mitteilungen des Naturschutzinstitutes Freiberg 5: 17–24


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